Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

113 Ein Gen kommt in zwei oder mehreren Varianten vor Gene führen zur Ausbildung vonMerkmalen, wie zB zu einer bestimm- ten Augenfarbe. Das Augenfarbengen gibt es in mehreren Varianten. Genetiker und Genetikerinnen sprechen hier von Allelen : Es gibt ein Allel für braune, eines für blaue und eines für grüne Augen. Zum bes- seren Verständnis, kannst du wieder den Vergleich mit den Rezepten herstellen: Du möchtest einen Kuchen backen. Dazu brauchst du ein Rezept (=„Augenfarbengen“). Es gibt viele verschiedene Rezepte dafür („Allele“), jedes ist ein bisschen anders. Je nachdem, welches Rezept du verwendest, sieht der Kuchen anders aus bzw. schmeckt anders. Wir unterscheiden reinerbig und mischerbig Haben dir Vater und Mutter das gleiche Allel für die Ausbildung eines Merkmales vererbt (zB für braune Augen), bist du in Bezug auf dieses Merkmal (in unserem Beispiel die Augenfarbe) reinerbig . Haben sie dir unterschiedliche Allele vererbt (zB die Mutter für braune, der Vater für blaue Augen), bist du bezüglich dieses Merkmales mischerbig . Manche Allele dominieren über andere Hast du zweimal das Allel für braune Augen geerbt, hast du braune Augen. Was ist aber, wenn ein Allel für braune und eines für blaue Augen vorhanden ist? Dann hättest du braune Augen, weil das Allel für braune Augen dominant ist. Das bedeutet, dass das Allel für blaue Augen vom Allel für braune Augen unterdrückt wird. In der Fachspra- che wird das unterdrückte Allel als rezessiv bezeichnet. Setzt sich ein Allel bei der Merkmalausbildung gegenüber dem anderen Allel durch, spricht man von einem dominant-rezessiven Erbgang. In vielen Fällen aber sind beide Allele gleichwertig, keines unterdrückt das andere. Die Merkmalsausbildung wird dann von beiden Allelen gleich stark beein- flusst. Dies führt dazu, dass beide Merkmale nebeneinander auftreten ( codominanter Erbgang ) oder – seltener – eine Mischform aus beiden entsteht ( intermediärer Erbgang oder unvollständige Dominanz ). Du bist dran! 1. Überlege. Ein Kind, das von der Mutter das Allel für die Blutgruppe A und vom Vater das Allel für die Blutgruppe 0 vererbt bekommen hat, hat die Blutgruppe A. Hat es von der Mutter das Allel B bekommen, hat es die Blutgruppe B. Ist das Allel 0 gegenüber den Allelen A und B dominant, rezessiv oder codominant? 2. Überlege. Ein Mann weist in seinem Erbmaterial zweimal das Allel für die Blutgruppe 0 auf, eine Frau hat die Blutgruppe AB. Welche Blutgruppe(n) können mögliche Kinder der beiden aufweisen? Augenfarbengen Damit du die Grundlagen der Vererbung verstehst, erfolgt die Darstellung hier stark vereinfacht. Tatsächlich ist die Ver- erbung aber viel komplexer. Meistens spielen bei der Ausbildung bestimmter Merkmale nicht nur ein Gen allein, son- dern mehrere Gene zusammen. Genetiker/Genetikerinnen Wissenschaftler bzw. Wissenschaftle- rinnen, die im Bereich der Genetik tätig sind. Die Genetik oder Vererbungslehre befasst sich mit dem Bau der Chromoso- men bzw. der Gene und der Weitergabe des Erbmaterials. genea (griech.) = Abstammung Allele sind verschiedene Varianten, die es von einem Gen gibt allelon (griech.) = gegenseitig, einander reinerbig für ein bestimmtes Merkmal liegt zwei- mal das gleiche Allel vor mischerbig für ein bestimmtes Merkmal liegen zwei verschiedene Allele vor dominant beherrschend dominus (lat.) = Herr rezessiv zurücktretend recedere (lat.) = zurückweichen codominanter Erbgang Ein Beispiel hierfür ist die Vererbung der Blutgruppen A und B. Hat jemand von den Eltern sowohl das Allel für die Blut- gruppe A als auch das Allel für die Blut- gruppe B geerbt, hat er die Blutgruppe AB (siehe Seite 50). intermediärer Erbgang/unvollstän- dige Dominanz Intermediäre Erbgänge findet man zum Beispiel bei der Blütenfarbe mancher Pflanzen, bei denen die Allele für weiße und rote Blüten rosa Blüten hervorbrin- gen (siehe Wunderblume Seite 115). Über intermediäre Erbgänge beim Men- schen ist nur wenig bekannt. Chromosomen, Gene, DNA Deine Augenfarbe … 6 … vererben dir die Eltern. 7 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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