Latein-Lektüre aktiv, Aus Mythos und Geschichte

Passio Floriani • Steine, Quellen und Legenden 77 VOCABULARIUM Christianus , -i m . Christ quando wann ( hier : damals) diversus , -a, -um verschieden particeps teilhaftig ( Gen .: participis) + Gen . ( hier : + Dat .) efficio 3 , effeci, bewirken ( hier : effectum werden) ergo also administro 1 (ver)walten vehemens heftig ( Gen .: vehementis) comprehendo 3 , erfassen comprehendi, -prehensum minus ( Adv .) weniger carcer , carceris m . Kerker quadraginta ( indekl .) vierzig succedo 3 , successi, nachfolgen successum ( auch : Erfolg haben) oportet 2 , es ist nötig oportuit, – Christenverfolgungen Das römische Imperium war an sich gegenüber fremden Kulten durchaus offen und auf- geschlossen . Die Staatsmacht begann nur dann einzuschreiten , wenn aus ihrer Sicht die öffentliche Ordnung bzw . der Staatskult bedroht schien . So war das Christentum von An- fang an Repressionen ausgesetzt , weil es zuerst als religiöse Sekte in Konkurrenz zum tra- ditionellen Judentum Unruhe auslöste und später dann mit seiner wachsenden An- hängerzahl für den Rückgang heidnischer Kulte verantwortlich zeichnete , was genauso Konfliktpotenzial in sich barg . Zu einer ersten gezielten Verfolgung , zu deren Opfern die Apostel Petrus und Paulus zählten , kam es aber erst nach dem Brande Roms unter Kaiser Nero im Jahr 64 . Sie fand allerdings nur in der Stadt Rom selbst statt . Auch in den Jahrzehnten danach blieben Christenverfolgungen regional und zeitlich beschränkt . Kaiser Trajan regelte Anfang des 2 . Jhdt . s das Verhältnis des Staates zum Christentum so , dass er es zwar bei Todesstrafe verbot , aber nicht aktiv verfolgte . Wer als Christ ange- zeigt wurde , konnte der Bestrafung leicht entgehen , indem er dem Kaiser ein Opfer brachte und sich so als loyaler Staatsangehöriger erwies . Diese Vorgangsweise blieb für ein- einhalb Jahrhunderte verbindlich . Zu reichsweiten Verfolgungen kam es erst in der allgemeinen Reichskrise zur Mitte des 3 . Jhdt . s , als Kaiser Decius ( 249/250 ) durch sein Opferdekret jeden Reichsbewohner ver- pflichtete , den Göttern Roms ein Bittopfer darzubringen . Kaiser Valerian ( 253 - 259 ) ging noch weiter , indem er jedes kirchliche Leben unterband und kirchlichen Besitz be- schlagnahmte . Hernach beruhigte sich die Lage für die Christen wieder , bis Kaiser Dio- kletian im Jahr 303 zur größten Verfolgung ansetzte . In diese Zeit fällt auch das Mar- tyrium des heiligen Florian ( 4 . Mai 304 ). Nachhaltiger Erfolg war auch dieser Verfolgungswelle nicht beschieden . Denn bereits zehn Jahre später wurde das Christentum durch Kaiser Konstantin als Religionsgemeinschaft öffentlich anerkannt ( 313 im so genannten Toleranzedikt von Mailand ), ja sogar ge- fördert , und nicht einmal 70 Jahre später durch Kaiser Theodosius ( 381 ) zur Staats- religion erhoben . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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