Latein-Lektüre aktiv, Aus Mythos und Geschichte
Hygin fab. 30 • Götter, Menschen, Heldentaten 13 VOCABULARIUM leo , leonis m . Löwe luna , -ae f . Mond ( hier : Mondgöttin) antrum , -i n . Höhle neco 1 töten pellis , pellis f . Fell fons , fontis m . Quelle Typho , Typhonis m . Typhon ( einer der Giganten ) venenum , -i n . Gift Minerva , -ae f . Minerva ( Göttin der Weisheit ) monstro 1 zeigen ( hier : anleiten) fel , fellis n . Galle ( hier : Gift) sagitta , -ae f . Pfeil tingo 3 , tinxi, tinctum benetzen quicquid was auch immer unde ( nach Punkt , daher Strichpunkt , Doppelpunkt ) aper , apri m . Eber cornu , cornus n . Horn aureus , -a, -um golden Eurystheus , -i m . Eurystheus ( Kö- nig von Mykene ) avis , avis f . Vogel penna , -ae f . Feder stercus , stercoris n . Mist abluo 3 , ablui, wegspülen ablutum Herkules als Heldengestalt In der Gestalt des Herkules ( griech .: Herakles ) lassen sich verschiedene Aspekte eines Helden feststellen . Herkules ist mit seiner Keule Symbol unbändiger Kraft und Stärke . Seine Taten vollbringt er anders als etwa Odysseus nicht durch Klugheit und Ein- fallsreichtum , sondern dadurch , dass er wild dreinschlägt . So kann er dann in Komödie oder Satire , etwas überzeichnet , als tölpelhafter Kraftprotz auftreten , der sich hem- mungslos grobsinnlichen Genüssen hingibt . Kein Rockzipfel bleibt vor ihm sicher . Unge- heuer ist aber nicht nur seine Potenz , sondern auch sein Durst und Appetit . Für Feinsin- nigkeit und Intellekt ist da kein Platz . Freilich ist es aber auch Herkules , der sich mit der Bewältigung seiner zwölf Arbeiten und dank seiner Verdienste um die Menschen buchstäblich den Himmel verdient . Lohn all seiner Anstrengungen ist die Aufnahme in den Olymp , wo er mit der Göttin der Jugend Hebe ver- heiratet wird . Als Gott genoss Herkules natürlich auch kultische Verehrung . In Rom wurde er mit dem Beinamen „ Victor “ und „ Invictus “ besonders Schutzgott des Militärs . Seine hervorragenden körperlichen , aber auch charakterlichen Eigenschaften machten darüber hinaus den Superhelden Herkules zur Heilsgestalt für die Menschheit in ihren Nöten . Auf seinen weiten Reisen säubert er ja die Welt nach und nach von Unholden und Ungeheuern und ermöglicht so den geplagten Menschen ein Leben in Ruhe und Frieden . In dieser Rolle diente er seit jeher auch Herrschern zum Vorbild . Noch die habsburgischen Kaiser identifizierten sich gerne mit ihm , wie sich z. B. an den zahlreichen Herkulesdar- stellungen rund um die neue Hofburg in Wien sehen lässt . Den ethischen Aspekt in der Figur des Herkules betonte die griechische Philosophie . Vom Sophisten Prodikos ( 5 . Jhdt . v . Chr .) stammt die Fabel von Herkules am Scheideweg : Vor die Wahl gestellt , ob er ein Leben in Ausschweifung und sinnlichen Genüssen führen oder den entbehrungsreichen Pfad der Tugend gehen wolle , der zur Unsterblichkeit führe , entscheidet sich Herkules für Letzteres . So wird Herkules zum Dulder , dessen Leid Sinn erhält . Für die Philosophenschule der Sto à wird er schlichtweg zum „ Heiligen “. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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